Die Tanne
Kaum ein Baum in Deutschland hat in Geschichte, Märchen und Mythen so viele Spuren hinterlassen wie die Weißtanne. Schon frühe Völker in vorchristlicher Zeit sahen in der Tanne einen Baum von außergewöhnlicher magischer Kraft. Bei den alten Germanen galt die immergrüne Tanne als ein Symbol von Lebenskraft und ständigem Wachstum.
Die Tannen galten den Kelten und Germanen als heilige Bäume. Sie sollten der Wohnsitz von Göttern sein und wurden gerne als Könige des Waldes bezeichnet.
Auch das Aufstellen einer Tanne als Weihnachtsbaum geht auf germanische Bräuche aus der Zeit vor der Christianisierung zurück. Zum Julfest, dem Fest der Wintersonnenwenden, mit dem man den Sieg des Lichts über die Dunkelheit feierte, wurden Häuser und Plätze mit Tannenzweigen geschmückt, die ihre heilende Wirkung auf die Orte und die dort lebenden Menschen übertragen sollten. Seit dem 16. Jahrhundert ist der weihnachtliche Tannenbaum bei uns ein christliches Symbol der Hoffnung.
Die Buche
Die Buche ist einer der ursprünglich am weitesten verbreiteten Bäumen in Nordeuropa. Seit der Eisenzeit bedeckte sie große Flächen und verdrängte mit ihrer großen Lebenskraft mühelos jede Konkurrenz. So steht die Buche für Stärke und Kraft. Doch auch mit Vitalität, Weisheit, Wissensvermittlung, Klarheit, Heiligkeit und Glauben wird sie in Verbindung gebracht. Bei den Kelte und Germanen waren die Bucheckern als nahrhafte Speise für Mensch und Tier hoch geschätzt.
Der altkeltische Name der Buche ist uns nicht erhalten geblieben, doch wissen wir, dass die Buche bei den Germanen der Baum der Göttin Frigg war, der Gemahlin des Odins, Trägerin des Lebens und Beschützerin der Ehe. Buchenwälder waren zur Zeit der Kelten und Germanen weit verbreitet. Der Buchenwald mit seinen gewölbten Kronen, ihrer Stille und dem gedämpften Licht waren heilige Orte. Im Rauschen der Blätter vermeinten die Weisen das Raunen der Götter zu vernehmen. Und was die Götter verkündeten, das ritzten sie mit Runen in die Rinde der Buche oder in Buchenstäbe. Darauf ist unser Wort Buchstabe zurück zu führen. Mit den Buchenstäben wurde auch das Loswerfen praktiziert. Ein Druide warf eine Hand voll Buchenstäben auf ein Tuch, nahm drei der Stäbe heraus und deutete sie. Auf diese Weise verrieten die Buchen Verborgenes und Bitschaften aus der Anderswelt und wurden zum Verkünder des göttlichen Willens.
Aus Buchenholz wurden Kinderpuppen gefertigt, die man opferte, um übersinnliche Kräfte von den Kindern fern zu halten.
Die Buche galt den Kelten und Germanen auch als nährender Baum. Bucheckern enthalten bis zu 45 Prozent Öl und sind damit sehr nahrhaft. Zudem sind sie leicht zu Sammeln und sind ein Lieblingsessen der Schweine, der Lieblingstiere der Erdgöttin. Später galt die Buche zwar als wenig nützlicher Baum, da er keine süßen Früchte trägt, doch wurden zu Allerseelen Bucheckern in Brot eingebacken. Dieses Brot galt als Totenspeise.
Die Birke
Die Birke wirkt zart und geschmeidig, mit ihrem gerade gewachsenem, schlanken Stamm und den dünnen Ästen bewegt sie sich beim geringsten Wind als würde sie tanzen. Die Birke steht für Weiblichkeit, für Jugendlichkeit und Tugendhaftigkeit, für Freude und Leichtigkeit. Doch trotz ihrer Zartheit, ist die Birke ein ausgesprochen robuster und anpassungsfähiger Baum, wodurch sie auch für praktischen Verstand, Flexibilität und Lebenserfahrung steht.
Die Birke ist auch ein Symbol des Frühlings und der Fruchtbarkeit. Sie steht für aufkeimende Hoffnung, romantische Sehnsüchte und soll Glück verheißen.
Namensgeberin der Birke ist die altirische Göttin Brigid. Sie galt als heilsbringende Göttin, Muse der Dichter und Schutzpatronin des Handwerks. Die Germanen weihten die Birke der Göttin Freya, der Göttin der Wälder, der Liebe und Ehe. Aus dieser Zeit stammt der Brauch des Maibaums. Man holte eine Birke ins Dorf und stellte sie dort auf, um damit den Frühling in den Ort zu bringen und zu begrüßen.
Die Esche
Die Kelten drechselten Werkzeuge aus dem geschmeidigen Holz der Esche, doch vor allem stellten sie auch Waffen wie Speere und Lanzen aus Eschenholz her. Der Eschenspeer war das Attribut der initiierten Krieger und so wurde die Esche zum Symbol des Schutzes, der Macht und der männlichen Stärke.
Besonders den frühkeltischen umherziehenden Hirtenstämmen war die Esche ein heiliger Baum.
Man sagt, der Weltenbaum Yggdrasil sei eine Esche. Der Weltenbaum verbindet Himmel und Erde. Seine Krone reicht hoch hinauf und die Wurzeln dringen tief in die Erde. Er verbindet alle Ebenen. Himmel und Erde, Raum und Zeit. Eine seiner Wurzel reicht bis in die Welt der Götter, eine zu den Frostriesen, die als Vorfahren der Menschen galten und eine Wurzel führt ins Reich der Toten. Neben dem Weltenbaum befindet sich die Quelle der Weisheit und an seinen Blättern tun sich vier Hirsche gütlich, die damit die Vergänglichkeit der Zeit herbeiführen. Es ist zwar nicht sicher, ob Yggdrasil wirklich als Esche gedacht wurde oder als Eiche oder Erle, doch sicher ist, die Esche gilt als Baum des Göttervaters Odin. Askr Yggdrasil heißt das Pferd, auf dem Odin, der Gott der Dichtung und der Weisheit reitet. Neun Nächte musste er reiten, indem er kopfüber an der Esche, dem Baum der Schamanen hing. Dieser Ritt war der Ritt in die Anderswelt. Bei diesem Ritt erfuhr Odin das Geheimnis der Runen.
Eschenspeere waren auch die Attribute verschiedener Sonnengötter, Gegenspielern von im Dunkeln hausenden übernatürlichen Wesen.
Die Kiefer
Die Kiefer ist von alters her ein Symbol für Ausdauer und langes Leben. Als immergrüner Baum ist die Kiefer auch Symbol für Ausdauer und die Wiederauferstehung. In Osteuropa wird noch heute erzählt, dass die Nägel, mit denen Jesus ans Kreuz geschlagen wurde aus Kiefernholz gefertigt waren.
Schon im Altertum galt die Kiefer aufgrund ihres Samenreichtums als Sinnbild für Fruchtbarkeit und Reichtum. So ist sie auch der Baum der Geburt, der Baum für Mutter und Kind.
Die Kiefer galt als Sitz der Braut des Winterkönigs, der Göttin Druantio. Der Staub der Kieferblüten wurde von Schamanen gesammelt, um Feuerzauber zu bewirken. Bei verschiedenen Ritualen und schamanischen Séancen wurde der leicht entzündliche Staub in die Glut geworfen, was zu Stichflammen oder Funkenregen führte. Zudem war die Kiefer der Baum der Tag- und Nachtgleiche, wenn die Lichter in den Häusern wieder angesteckt wurden und auch der Baum der Wintersonnenwende, des neuen Lichts. Die Kelten nannten die Kiefer auch „Feuerbaum“. Das Holz der Kiefer ist reich an Baumharz, und gibt so ein sehr gutes Feuerholz ab.
Die Kirsche
Der Kirschbaum steht er für den nackt in die Welt geborenen Menschen, allgemein ist der in der Tiefe der Erde wurzelnde mit den Zweigen, den Himmel fassenden Baum Sinnbild für den nach Selbstverwirklichung (Individuation) strebenden Menschen. Er ist zugleich Symbol für Kraft und Fruchtbarkeit. Eine tiroler Sage erzählt, dass die Mutter Gottes gerne im Kirschbaum sitze.
Seine Blüten symbolisieren Reinheit, Schönheit und Glück. Eine andere tiroler Sage erzählt, dass Kirsche und Kirschkerne sich in Gold verwandeln können.
Die im Dezember am Barbaratag abgeschnittenen Kirschzweige blühen zur Weihnacht, bzw. die an Weihnachten abgeschnittenen Zweige blühen zu Neujahr. Schüttet die Mutter laut Volksglauben das erste Badewasser ihres Neugeborenen am Stamm eines Kirschbaumes aus, so wird das Kind schön.
Der Kirschbaum wird dem Weiblichen zugerechnet. Das ist wohl so, weil er etwas Ernährendes hat und somit dem Mütterlichen beigeordnet wird.
Die Fichte
Die Germanen verehrten die Fichte als Schutzbaum, Lebensbaum und Mutterbaum. Durch ihren geraden, geordneten Wuchs soll sie Klarheit bringen und den Lebensweg weisen. Mit ihrer pyramidenförmigen Wuchsform wächst sie in den Himmel und bündelt die Lebensenergie für alle, die den Kraftbaum gerade benötigen.
Bei den Griechen war die Fichte dem Meeresgott Poseidon geweiht. Grund dafür scheint die Tradition zu sein, Fichtenholz zum Bau von Schiffen zu verwenden.
Bei den Römers galt der Baum als Hoffnungs-Symbol Gerade bei Trauer und Tod wanden sich die Römer an die Fichte.
Der Apfelbaum
Die Kelten verehrten den Apfelbaum als einen von 7 heiligen Bäumen, die nicht angerührt werden durften. Bekannt ist auch der Baum der Erkenntnis im alten Testament. Der rote und runde Apfel, der an die untergehende Sonne erinnert stand für den Weg in die Anderswelt, den Gang nach unten in das Reich der Götter, der Elfen und der geschätzten Ahnen.
Der Gott Lugh kam als geheimnisvoller Besucher in prachtvoller, goldverzierter Kleidung zum irischen König Cormac. Er überreichte ihm einen silbernen Zweig an dem drei goldene Äpfel hingen. Schüttelte man den Zweig so erklang eine wundersame und anmutige Musik, die Kranke und Verletzte in einen erholsamen Schlaf geleitete. Als der König Lugh fragte wer er sei und woher er komme antwortete dieser, er stamme aus einem wunderbaren Land, in dem es keinen Hass, keine Eifersucht, keinen Neid keine Dunkelheit gibt, nur die Wahrheit. Dieses Land war Avalon, die Insel der Apfelbäume, die Anderswelt.
Für die Druiden war der Apfelbaum ein heiliger Baum. Der Apfel wird in keltischen Sagen sehr häufig in Zusammenhang mit dem Gott Lugh, dem Leuchtenden, dem Krieger erwähnt. Der Apfel stand schon bei den Kelten für die legitime Herrschaft eines Königs und für den Wohlstand den diese Herrschaft dem Volk bringen sollte.
Bei den Kelten führte der Apfel ins Paradies und vertreib die Menschen nicht von dort.
Die Zeder
Wegen ihres unvergleichlichen Duftes und ihrer majestätischen Gestalt war die Zeder bei den Kelten als auch den Ägyptern sehr geschätzt. In der unversehrten Grabkammer des ägyptischen Pharaos Tut-Ench-Amun (1335 v. Chr.) fand man wundervolle Thronsessel und Truhen, die aus Zedernholz gearbeitet wurden.
Salomon ließ seinen Tempel von innen komplett mit dem Holz der Libanonzeder auskleiden. Die Ägypter nutzten es für Schiffe, Möbel und Sarkophage. Wertvolle Schrifttafeln wurden in Zedernholzschränken aufbewahrt, da das Holz als unzerstörbar galt. Im gesamten Zweistromland verehrte man die Zeder als heiligen Baum des lebensspendenden Gottes der Gewässer.
An den Hängen des Libanon befand sich der mythenumwobene „Heilige Hain“: Viele Jahrhunderte pilgerten Menschen dorthin, übernachteten dort, um sich von dem warmen, balsamischen Duft der Bäume durchdringen zu lassen. Betend und meditierend suchten und fanden sie Trost und Stärkung, manchmal sogar Heilung von Krankheiten.
Bei den Kelten galt die Zeder als ‚Baum der Erleuchtung‘.
Heute sind die echten Zedern wegen Übernutzung nahezu ausgestorben.
Die Eberesche
Bei den Germanen war die Eberesche dem Gewittergott Thor geweiht. In der Göttersage Edda wird berichtet, dass sie Thor das Leben rettete. Als dieser bei der Jagd in einen Fluss stürzte und ihm das Wasser bis zum Halse stand, bekam er einen Zweig der Eberesche zu fassen und konnte sich so aus dem tosenden Strom retten.
Daher heißt der Baum in Norwegen auch Thorsbjörg (Thors Begegnung)
Wohl aus dieser Zeit hat sich in einigen Gegenden Deutschlands der Glaube erhalten, dass die Eberesche den Blitz abhält. Dazu werden die reifen Früchte in Kränzen oder Büscheln vor die Fenster oder an die Dächer gehängt.
In den alten europäischen Völkern war die Eberesche ein Baum, der eng mit deren mystischer Glaubenswelt in Verbindung stand und als heilig galt. Die heiligen Heine, Orakelplätze und Gerichtsplätze wurden von ihr umsäumt.
Der Eberesche sprachen die keltischen Druiden, die Kraft zu, vor Unheil und bösem Zauber zu schützen. Weshalb sie auch ihre Zauberstäbe aus diesem heiligen Holz herstellten.
Die Schönheit und Grazie der Eberesche hat die keltischen Priester inspiriert, sie zum Baum des Lebens zu machen. Sie zählt im Frühjahr zu den ersten sich belaubenden Baumarten und wurde deshalb zum Symbol des Wiedererwachens nach der toten Winterzeit gemacht.
Die Eberesche ist der Baum der Schönheit, Stärke und Magie. Bei den Kelten hieß es, die erste Frau sei eine Eberesche, der erste Mann eine Erle gewesen. Beide Bäume repräsentieren das Thema Blut/die Farbe Rot als Symbol der Lebenskraft: Die Eberesche mit ihren leuchtenden Beeren, die Erle mit ihrem sich blutrot verfärbenden Holz. Den Kelten war die Eberesche heilig wegen ihres Wesens, das mit dem Wiedererwachen neuen Lebens, tiefer innerer Weisheit und dem Schutz vor Bösem verbunden ist.
In der nordischen Mythologie wurde sie mit Thor/Donar, dem Gott des Blitzes assoziiert, da ihre gefiederten Blätter Wolken ähneln und ihre strahlend roten Beeren die Kraft des Feuers widerspiegeln. Wissenschaftlich gesehen gehört die Eberesche zu den Bäumen, die am seltensten vom Blitz getroffen werden.
Gleichzeitig ist sie mit der Göttin Brighid, eine Hüterin der Flamme, eng verbunden und damit auch mit ihrem Fest Imbolc/Lichtmess. Gemeinsam stehen sie für die innere Flamme, die Kraft der Seele und des Lebens und Weisheit.